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Hyperventilation, Hyperkapnie, Hypokapnie, Essoufflement..., muss man das als Taucher alles wissen?

Ich denke schon, zumindest sollte man wissen worum es eigentlich geht, zumal das richtig Atmen über als auch unter Wasser zum Lebensnotwendig ist. Doch zunächst sollte man erst einmal die Atmung kurz und einfach erklären.

Sie funktioniert einfach, ohne dass wir aktiv etwas unternehmen müssen: das Einatmen und ausatmen. Wir realisieren gar nicht, dass wir es tun und wie oft wir es tun. Rund 20000-mal pro Tag wiederholen wir diesen Vorgang. Doch was passiert dabei genau? Wie funktionieren unsere Atmungsorgane eigentlich? Alle Körperzellen benötigen Sauerstoff, um zu funktionieren. Diesen Sauerstoff erhalten sie über das Atmungssystem. Beim Einatmen kommt Sauerstoff in die Lungen und wird an das Blut abgegeben. Das Blut verteilt den Sauerstoff im ganzen Körper und befördert Kohlendioxid zurück. Kohlendioxid ist ein Abfallprodukt des Stoffwechsels. Beim Ausatmen wird das Kohlendioxid dann aus dem Körper entfernt. Man unterscheidet zwischen innerer und äußerer Atmung. Die äußere Atmung steht für den Gasaustausch in der Lunge. Dabei wird beim Einatmen Sauerstoff (O2)aus der Umgebung aufgenommen und beim Ausatmen Kohlendioxid (CO2) abgegeben. Mit jedem Atemzug kann der Mensch bis zu vier Liter Luft aufnehmen.

 

Bei der inneren Atmung handelt es sich um den biochemischen Vorgang, den der Sauerstoff in den Zellen auslöst und der der Energiegewinnung des Körpers dient. Mithilfe des Sauerstoffs wird die aus der Nahrung gewonnene Glukose zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut. Dabei wird Energie frei, die als Molekül Adenosintriphosphat (ATP) gebunden wird. ATP benötigt der Mensch für alle Prozesse im Körper, sei es für das Gehirn, die Muskulatur oder die Verdauung.

Was ist eigentlich der Partialdruck?

Um das zu verstehen, muss man sich die Zusammensetzung der Luft, die wir einatmen, etwas näher anschauen. Sie besteht aus 78% Stickstoff, 21% Sauerstoff, 1% Argon und etwa zu 0,04% aus Kohlenstoffdioxid. Auf Meereshöhe beträgt der Luftdruck in etwa 1013 hPa (Hektopascal). Das heißt, der Sauerstoff-Partialdruck beträgt 21% von 1013 hPa, also 212 hPa. Für den Kohlenstoffdioxid-Partialdruck ergibt sich somit ein Wert von rund 0,40 hPa (0,04% von 1013 hPa). Die Summe aller Partialdrücke entspricht dem Gesamtdruck der Luft (siehe Dalton-Gesetz).

Mithilfe sogenannter Rezeptoren (Fühler) wird der CO2 -und O2-Gehalt in unserem Blut ständig überwacht. Dabei werden die aktuellen Werte fortlaufend gemessen und im Atemzentrum mit den Sollwerten verglichen. Fällt der O2-Partialdruck (PO2) in das arterielle Blut ab wird die Atmung verstärkt um den PO2 im Blut wieder anzuheben. Die Veränderungen des Partialdrucks des CO2 (PCO2) oder des pH Werts führen ebenfalls zu einer Anpassung der Atemarbeit mit dem Ziel, die Werte von PO2, PCO2 und pH wieder auf ihre Sollwerte zurückzuführen. Diese Chemorezeptoren regulieren somit die Atmung. Diesen automatischen Mechanismus können wir nur bedingt willentlich Steuern, z.Bsp. wenn wir die Luft anhalten. Doch irgendwann steigt der PCO2 so stark an, dass wir zwangsläufig Einatmen müssen. Doch diesen Zeitpunkt des Atemreizes/Atemreflexes kann ich manuell beeinflussen, durch Hyperventilation.

Was ist Hyperventilation/Hyperpnoe?

Definition:
Als Hyperventilation/Hyperpnoe bezeichnet man eine unphysiologisch vertiefte und/oder beschleunigte Atmung (Tachypnoe), die zu einer Verminderung des alveolären und arteriellen CO2-Partialdrucks führt. Der Kohlenstoffdioxid-Partialdruck im Blut löst den Atemreflex aus!

 

Was genau bewirkt die Hyperventilation?

Durch das schnelle und flache Atmen vor dem Tauchen wird Kohlenstoffdioxid vermehrt ausgeatmet. Normalerweise liegt der Kohlenstoffdioxid-Partialdruck bei etwa 53 mbar. Durch das Hyperventilieren wird dieser gesenkt. Wie stark hängt von der Intensität und der Dauer des Hyperventilierens ab. Für die folgende Grafik nehmen wir an, der Apnoetaucher hat seinen Kohlenstoffdioxid-Partialdruck auf etwa 25 mbar halbiert. Angenommen, der Apnoist bewegt sich sehr stark beim Tauchen, deswegen fällt auch der Sauerstoff-Partialdruck rasch. Bei diesem Partialdruck liegt die kritische Grenze bei ca. 40 mbar. Wird diese Grenze unterschritten, tritt die Bewusstlosigkeit auf Grund von Sauerstoffmangel ein.

Was ist das Essoufflement und was hat das mit dem Tauchen zu tun?

Definition:
Als Essoufflement (frz. Atemlosigkeit, Kurzatmigkeit) wird eine oft beim Tauchen auftretende Störung bezeichnet, die letztlich in eine Kohlenstoffdioxidvergiftung (Hyperkapnie) führt und schwerwiegende Störungen bis hin zur Bewusstlosigkeit münden kann.

Abhängig von der Tauchtiefe (erhöhter Umgebungsdruck) und gegebenenfalls einem zu engen Taucheranzug steigt der Atemwiderstand an. Der Taucher muss sich also stärker anstrengen, um sich ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Dies führt zu einer Ermüdung der Atemmuskulatur und die Atmung wird flacher. Der Körper reagiert auf höhere Anstrengungen mit einer erhöhten Atemfrequenz und der Taucher verfällt in eine Tachypnoe. Bedingt durch die zunehmende Atemfrequenz bei einer gleichzeitig flacher werdenden Atmung kann Kohlendioxid (CO2) nicht mehr vollständig abgeatmet werden. Kohlendioxid ist der Bestandteil der Atemluft, der den Atemreiz auslöst bzw. verstärkt. Die Atmung verschiebt sich mehr und mehr in den Bereich des inspiratorischen Reservevolumens, also in den Bereich, der zwischen normaler und tiefer Atmung liegt. Die Sauerstoffaufnahme wird reduziert, gleichzeitig steigt die CO2-Konzentration im Blut an und der pH-Wert des Blutes sinkt ab. Es kommt zu Vergiftungserscheinungen: Kopfschmerzen, Lufthunger, Schwindel, Übelkeit und Bewusstseinstrübungen, zuletzt Bewusstlosigkeit, die unter Wasser ohne entsprechende Rettungsmaßnahmen zum Tod führen können.

Auslöser

  • große Tauchtiefe
  • ein zu enger Taucheranzug
  • schlecht eingestellte, gewartete oder defekte Atemregler
  • große körperliche Anstrengung, z. B. durch Strömung
  • Panikreaktion oder Angstzustand
  • Kälte
  • psychische Belastung/Stress

Symptome

  • Lufthunger
  • Luft kann nicht für einige Sekunden angehalten werden
  • deutlich erhöhte Atemfrequenz
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Bewusstlosigkeit

Gegenmaßnahmen

Neben einer den Gegebenheiten angepassten und vollständig funktionsfähigen Tauchausrüstung ist eine möglichst präzise Vorbereitung und Planung jedes Tauchgangs die wichtigste Maßnahme, um einem Essoufflement vorzubeugen. Dabei sollte ein besonderes Augenmerk auf alle Stressfaktoren wie starke Strömung, Kälte oder Dunkelheit gelegt werden. Ein ausführliches Briefing vor dem Tauchgang hilft ebenfalls, Stress und unnötige Anstrengung während des Tauchgangs zu vermeiden.

Ebenso ist zu vermeiden:

  • das 2-4sec. Luftanhalten zwischen den Atemzügen um vermutlich Atemluft in der Druckluftflasche einzusparen ist teilweise immer noch Praxis und ein Irrglaube, denn irgendwann kommt es zu einer „Sauerstoffschuld“ oder „Lufthunger“ und der Organismus wird jetzt durch eine erhöhte Atemfrequenz diese Sauerstoffschuld regulieren!

Bei dem Essoufflement kann es dabei zu dem Hering-Breuer-Reflex oder Lungendehnungsreflex kommen. Dies ist ein Schutzreflex, der die Lunge vor einer Überdehnung und dem Platzen der Lungenalveolen schützen soll. Der Hering-Breuer-Reflex dient dabei nicht der Aufrechterhaltung einer rhythmischen Atmung, er hilft mit, die Atemtiefe den jeweiligen Bedingungen anzupassen. Aber darauf sollte man sich nicht verlassen, dass eine „Selbstregulierung“ eintritt!

Ist eine Hyperpnoe während eines Tauchganges möglich?

Definition:
Bei einer Hyperpnoe kommt es zu einer unnatürlich hohen Steigerung der Atemfrequenz und einer vermehrten Abatmung von CO2 (Hypokapnie).

Für den Erste-Hilfe Einsatz gibt es die Hyperventilationsmaske (Atemmaske mit Rückatembeutel) als Beatmungshilfe. Zur Behandlung kann die Hyperventilation durch Rückatmung in diese spezielle Maske mit angehängtem, geschlossenem Beutel unterbrochen werden. Das Einatmen der eigenen Atemluft führt zu einer vermehrten CO2- Rückatmung und schrittweise erfolgenden Erhöhung des CO2- Gehalts, wodurch sich letztlich die Atmung normalisiert. Das Atmen in eine Tüte funktioniert ähnlich.

Auslöser

  • große psychische Anspannung
  • körperliche Anstrengung
  • Stress
  • Angst

Symptome

  • schnelles Atmen 
  • Atemnot 
  • Herzrasen
  • Brust. -oder Bauchschmerzen 
  • Kribbeln im Mundbereich oder in den Fingern 
  • Reizhusten 
  • Schwindel

Ich bin kein Mediziner, dennoch stelle sich mir die Frage:
Ist eine Hyperapnoe beim Tauchen möglich und wie ist diese unter Wasser „behandelbar“? Denn das Atmen in eine Tüte stelle ich mir nicht so einfach vor...Ich habe in der eingängigen Tauchliteratur noch nichts darüber gelesen.

Auch gut zu wissen

Seitenstiche, auch als Seitenstechen bezeichnet, ist ein Schmerz unbekannter Ursache in der Gegend der Milz (auf der linken Körperseite) oder Leber (rechte Körperseite), der bei anhaltender körperlicher Anstrengung auftreten kann, z. B. bei Ausdauerläufen.
Eine Theorie sagt aus, dass der Schmerz seine Ursache im Zwerchfell hat. Das Zwerchfell ist ein für die Atmung wichtiger Muskel im Bauchraum. Durch anhaltende intensive körperliche Belastung kommt es zu einer tiefen und schnellen Atmung. Dadurch wird das Zwerchfell, das zur Atemmuskulatur gehört, stark belastet. Der zusätzliche Sauerstoffmangel führt dann zu den bekannten krampfartigen Schmerzen im Oberbauch.
Mit zunehmender Ausdauerfähigkeit (Training) sinkt die Anfälligkeit für Seitenstiche, da das Zwerchfell besser trainiert ist.
Bei akutem Auftreten hilft es oft, die Anstrengung kurzzeitig zu verringern, z. B. indem man eine Geh Pause einlegt und erst nach Abklingen des Schmerzes weiterläuft. Durch tiefes Ausatmen mit Unterstützung der Bauchmuskulatur wird zusätzlich das Zwerchfell gedehnt und der Krampf gelöst. Massieren der entsprechenden Stelle hilft ebenfalls, den Schmerz zu mildern. Durch Drücken mit der Hand wird die verkrampfte Stelle von außen entspannt. Außerdem sollte eine sportliche Anstrengung direkt nach dem Essen vermieden werden.

  • Als Hyperkapnie (beim Essoufflement) wird ein erhöhter Kohlendioxidgehalt im Blut bezeichnet, wodurch der arterielle Kohlendioxidpartialdruck erhöht ist, es droht Bewusstlosigkeit durch Hypoxie (Sauerstoffmangel)
  • Unter Hypokapnie versteht man einen erniedrigten Kohlenstoffdioxidpartialdruck (pCO2) im arteriellen Blut (paCO2 unter 32–35 mmHg). Der CO2-Pegel im Blut dient normalerweise als Atemantrieb. Untrainierte Taucher im Schwimmbad hyperventilieren vor dem Tauchen, um viel CO2 abzuatmen und damit länger unter Wasser bleiben zu können. Das sollte nur unter kontrollierten Bedingungen stattfinden, da es die Gefahr des Bewusstseinverlustes und Ertrinkens (Schwimmbad-Blackout) mit sich bringt.

Also, immer schön entspannt weiter Atmen...
Euer Uwe

Quelle(n)
VDST

Wikipedia