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Das Panorama-Riff ist eines der größten Naturerlebnisse im Roten Meer. Hier liegt auch die Salem Express, auf der Hunderte den Tod fanden. Darf man eine Grabstätte betauchen?

Die Stille ist das Besondere. Das Schweigen unter Wasser, nur den eigenen Atem und das monotone Blubbern der Atemblasen zu hören. Das macht Tauchen zu einem meditativen Naturerlebnis. Doch es gibt Orte, die noch stiller als still sind und an denen das Schweigen noch anhält, wenn die Taucher längst wieder an der Wasseroberfläche sind.
Ab 1980 fuhr das Schiff unter dem Namen Nuits St. George für die Reederei Dunkerque Ramsgate Ferries. 1982 wurde es von der Reederei Lord Maritime Enterprise aus Alexandria erworben und zunächst bis 1984 als Lord Sinai und danach von 1984 bis 1988 unter dem Namen Al Tahra betrieben. Nach dem Verkauf an die Samatour Shipping Company erhielt das Schiff im Mai 1988 seinen letzten Namen Salem Express.
Die 115m lange und 17m breite Salem Express war ein Fährschiff und wurde 1964 gebaut. Auf ihrer letzten Fahrt von Saudi Arabien nach Safaga sank die Fähre 1991 etwas südlich von Shaab Sheer. Der Grund für den Untergang war die Kollision mit einem Riff.
Heute liegt die Salem Express auf 30m tiefem Sandgrund. Die minimale Tiefe des Wracks beträgt 12m. Sehenswert sind die Aufbauten und das Heck, aber angesichts der Tragödie des Unterganges war meine Stimmung am Wrack bedrückend.

Wir beginnen den Tauchgang am Bug, wo die Aufprallschäden und die geöffneten Bugtüren zu sehen sind, die Wasser auf das Autodeck ließ…

Das Vorschiff hat immer noch die Ankerwindenwinchen darauf montiert, zusammen mit Belüftungsrohren, die durch das Deck ragen…

Wir tauchen entlang der Kommandozentrale…

Der Hauptmast der Salem…

Der Laufgang verläuft entlang des Hauptdecks von vorne nach hinten, komplett mit Geländern…

Da das Wrack auf seiner Backbordseite liegt, können entlang des ehemaligen Oberdecks die metallenen Dachplatten betrachten werden, die nun auf dem Meeresboden verstreut liegen…

Marines Leben ist hier kaum anzutreffen, nur ein kleiner Schwarm Meerbarben hat wohl offensichtlich ein neues zu Hause gefunden…

Eine „Pyjamanacktschnecke“…

Der Soldatenfisch scheut das freie Wasser und versteckt sich Tagsüber in einer sicheren Höhle um in der Nacht zu jagen…

Ein Maskenkugelfisch. Sie leben Bodennah und sind Einzelgänger…

Wir entdecken ein Fledermausfisch im Freiwasser, der uns neugierig beobachtet…

...

In Richtung Heck liegt ein ungenutztes Rettungsboot…

Die leeren Aussetzvorrichtungen (Schwerkraftdavit) der Rettungsboote…

Das bullige Heck der Salem…

Das Heck des Schiffes und die Ansichten des Ruders und der Schraube sind absolut beeindruckend…

Heute ist die oben liegende Backbordseite mit prächtigen Korallen bewachsen, leuchtend orange Feuerkorallen, violette Griffel-, gelbe Hirn- und weiße Steinkorallen, in denen sich blaue Riesenmuscheln eingenistet haben…

Durch die geöffnete hintere Ladeklappe kann man ins Innere Tauchen. Die Räume, aus denen man die Leichen nicht bergen konnte, wurden verschweißt.
Die Habseligkeiten der Passagiere liegen wohl noch verstreut im inneren der Fähre. Kleidung, Koffer, wohl schon von Plünderern aufgerissen. Decken, Teppiche, Feuerlöscher, Fahrräder, ein Kinderwagen, ein Elektroherd sind ebenfalls noch zu sehen.
Aus Respekt vor dem Ort sind wir nicht in das innere des Wracks getaucht. Lediglich ein rotes Kofferradio habe ich in der Hecköffnung gefunden und fotografiert…

Das Logo der Samatour Company ist immer noch auf den Schornsteinen des Schiffes zu sehen…


Die Stimmung am Wrack haben wir als bedrückend empfunden angesichts der Tragödie. Ich kann es nicht nachvollziehen, dass es wohl einigen Tauchern scheinbar nichts auszumachen scheint, trotzdem ins Innere der Salem Express zu tauchen um was zu sehen…? Ist doch seitens des Ägyptischen Government die Salem als maritime Gruft deklariert und das Betauchen des Schiffs mit Ausnahme des Frachtraums verboten!


Quellen:
Wikipedia
Hurghada EGY Divers

Bilder:
Uwe Schaffranietz, Sandra Zauche See