Wer kennt es nicht, beim Sprung ins Wasser das zuhalten der Nase...
Gerade Tauchanfänger in der Tauchausbildung haben teilweise sehr große Angst davor. Daher wird das Maskenband der Taucherbrille so eng wie möglich gestellt um möglicherweise schon im „Kopfgedanken“, dieses mögliche Problem irgendwie zu umgehen. Doch auch vielen Tauchern geht ein kleines Kribbeln durch die Nase, wenn sie an den Wasser-Nase-Reflex denken. Selbst manchen erfahrenen Tauchern ist es ein Graus, zum Beispiel beim Check-Dive unter Wasser die Maske abzunehmen. Schuld ist der Wasser-Nase-Reflex, jedenfalls dann, wenn er nicht abtrainiert worden ist. Der Wasser-Nase-Reflex ist allerdings nicht nur eine Unangenehmheit beim Check-Dive, sondern kann zu fatalen Tauchunfällen führen. Deshalb muss das Thema von Tauchern ernst genommen werden. Diese Probleme können auftreten:
- Der Wasser-Nase Reflex
und/oder
- Der Okulokardiale Reflex oder Auge-Herz Reflex.
- Unterdruck-Barotrauma der Haut und Auge
Was ist der Wasser-Nase-Reflex und warum können Säuglinge tauchen?
Taucht der menschliche Körper ins Wasser, setzt der sogenannte „Tauchreflex“ ein: die Herzschlagfrequenz verlangsamt sich, die Blutzirkulation wird auf den Körperkern zentralisiert und der Wasser-Nase-Reflex setzt ein. Das soll die optimale Nutzung des (restlichen) Sauerstoffs im Blut sichern und ein Ertrinken durch unbeabsichtigtes Einatmen von Wasser verhindern. Der Wasser-Nase-Reflex setzt ein, wenn die oberen Nasenschleimhäute mit Wasser in Berührung kommen. Rezeptoren im Gesicht spielen als Auslöser eine Rolle. Durch den Wasserkontakt wird ein Impuls an das zentrale Nervensystem gesandt, der zum Schutz vor dem Ertrinken einen kurzfristigen Atmungsstopp auslöst. Der Wasser-Nase-Reflex ist bei Säuglingen noch voll ausgeprägt und darum können Säuglinge in den ersten Lebensmonaten auch tauchen. Doch nach wenigen Lebensmonaten lässt dieser Reflex nach.
Welche Gefahren birgt der Wasser-Nase-Reflex für Taucher?
Bei Erwachsenen ist der Wasser-Nase-Reflex daher individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Nicht jeder Taucher hat automatisch Probleme damit. Bei mangelndem Training kann der Reflex aber bei einigen Tauchern zu ernsthaften Problemen führen. Zum Beispiel wenn,
- die Maske schlecht sitzt oder durch Haare Wasser eindringt
- die Maske durch den Sprung ins Wasser vom Kopf rutscht
- das Maskenband unter Wasser reißt
- ein Tauchbuddy die Maske mit einem Flossenschlag versehentlich vom Kopf reißt.
Auslöser können also eigentlich eher harmlose Situationen im Tauchalltag sein. Je nachdem, wie stark der Wasser-Nase-Reflex ausgeprägt ist, kann es zu stoßweisem Atmen oder einer totalen Atemblockade kommen. Setzt dann der Atemreiz ein, werden untrainierte Taucher reflexartig auch durch die Nase einatmen, wodurch Wasser an die oberen Nasenschleimhäute, in den Hals und an die Stimmbänder gelangt. Es folgt ein starker Hustenreiz oder schlimmstenfalls ein bedrohlicher Stimmritzenkrampf. Ein betroffener Taucher gerät im schlimmsten Fall in eine Erstickungspanik und läuft Gefahr, unkontrolliert aufzusteigen, ohne dabei ausatmen zu können. So kann eine undichte oder verloren gegangene Maske sogar zu einem Lungenüberdruckbarotrauma führen.
Vorsicht: Je kälter das Wasser ist, desto schwieriger ist es auch für geübte Taucher, den Wasser-Nase-Reflex zu beherrschen!
Der Okulokardiale Reflex tritt bei Druck auf den Augapfel oder bei Zug an den Augenmuskeln auf. Der Organismus reagiert mit einem Abfall der Herzschlagfrequenz (Bradykardie) und des Blutdrucks (Hypotonie). Wird Druck auf den Augapfel ausgelöst, so schlägt das Herz langsamer. Bei einem hohen Augeninnendruck können herzinfarktähnliche Symptome auftreten. Übelkeit, Brechreiz, Schwitzen, Verlangsamung des Herzschlages und schließlich Herzstillstand können die Folge des Drucks auf den Augapfel sein. Der Druck auf das Auge beeinflusst auch die Spannung des Nervus vagus (Der paarige Nervus vagus ist der größte Nerv und an der Regulation der Tätigkeit fast aller inneren Organe beteiligt). Beim Apnoe-Tieftauchen könnte dies ein Problem darstellen. Die Weltmeisterin im Apnoe-Tauchen (also Tauchen nur mit Luftanhalten), Anna von Boetticher, erzählte im Oktober 2014 von Ihrem Unfall.
Zitat: „...durch einen kleinen Fehler hatte ich bei einem Weltrekordversuch von der Maske Druck auf den Augen. An sich war das nicht schlimm, ich wusste allerdings nicht, dass dieser Druck den sogenannten „Augen-Herz-Reflex“ auslöst. Dabei interpretiert der Körper den Druck auf den Augen als Überdruck im Kopf und versucht, diesen zu senken. Lässt der Druck nicht nach, fällt der Puls immer weiter, bis man ohnmächtig wird. Das ist mir leider in etwa 40 Metern Tiefe passiert – zum Glück war ich aber sehr gut gesichert, wurde schnell an die Oberfläche gebracht und habe das Ganze unbeschadet überstanden.“
Ein weiteres Problem ist der steigende Umgebungsdruck in der Abtauchphase auch für Gerätetaucher. Eine Tauchmaske wird während des Abtauchens einem steigenden Wasserdruck ausgesetzt, der regelmäßig ausgeglichen werden muss. Zu diesem Zwecke lässt sich eine Tauchermaske durch Einblasen von Luft aus der Nase in den Nasenerker unter Wasser jederzeit mit zusätzlicher Luft füllen. Dies verhindert ein übermäßiges Anpressen der Maske beim Abtauchen. Ein Druckausgleich im Innern der Maske erfolgt. Wird der Druck in der Maske während des Tauchgangs nicht ausgeglichen, kann dies zu Unterdruck-Barotraumen in Form von Druckstellen am Gesicht bis zu geplatzten Blutgefäßen am Augapfel oder sogar einer Netzhautablösung führen. Ebenso entsteht ein Zug auf die Augäpfel und somit auf die Augenmuskulatur (Augen-Herz Reflex). In der Auftauchphase geschieht dieser Druckausgleich „Automatisch“. Der Überdruck kann bei normal anliegender Maske ohne Probleme entweichen. Ist die Tauchermaske nun so eng eingestellt, dass der Innendruck in der Tauchbrille während der Aufstiegsphase durch den nachlassenden Wasserdruck so stark ansteigt, weil dieser nicht aus der Maske entweichen kann, steigt auch der Druck auf die Augäpfel. Es kann daher auch, wie beim „Schwimmbad-Blackout“, zur Bewusstlosigkeit kurz vor dem Erreichen der Wasseroberfläche kommen, bzw. zum Auge-Herz Reflex.
Fazit
Eine gute (!) Tauchermaske erfüllt bestimmte Standards und sollte daher nur so „Eng“ eingestellt sein, dass sie nicht vom Kopf fällt.
Wo sollte ich kaufen und wie kann ich das vorher testen?
- Tauchermasken nicht vom Billig-Discounter kaufen. Nur die Tauchsporthändler oder die Tauchvereine können Dich gut beraten, welche Maske für Dich sinnvoll sein kann.
- Maske vor dem Kauf auf Dichtigkeit/Sitz überprüfen. Die Tauchermaske auf das Gesicht drücken, leicht durch die Nase einatmen (so entsteht ein leichter Unterdruck in der Maske) und das Maskenband nicht verwenden. Fällt jetzt die Maske nicht vom Gesicht, ist Sichergestellt, dass sie auch Dicht ist.
- Für die Frauen: Gute Tauchermasken gibt es auch in fast allen Farben!
- Bartträger sollten wissen, dass z.Bsp beim Oberlippenbart durch die Bartstoppeln keine hundertprozentige Dichtigkeit der Maske gewährleistet ist.
Euer Uwe (Bartträger)
Quelle(n)
VDST
Wikipedia