TCE Zeitreisen in die Vergangenheit Teil III oder mit „Klobrille oder Rentnerlift und Reservestange“...
Die „Fenzy“ in Aktion...
Bilder Rechts
Oben:
Friedrich und Jürgen in „Tioman“...
Unten:
Komfortabel zum Tauchen in einem Jukung. Es ist ein kleines hölzernes Auslegerkanu aus Indonesien - ein traditionelles Fischerboot - dass auch für den Transport kleiner Gruppen von Tauchern damals verwendet worden ist.
Tauchtechnik in den 70er Jahren...
Tauchen war früher ein Leistungssport, etwas für hartgesottene, gestandene Kerle, die durch körperliche Fitness den Widrigkeiten der Elemente trotzten. Getaucht wurde anfänglich ohne Tarierhilfe, mit Taucheruhr, Tiefenmesser, Tabelle, nur einem Lungenautomaten und ohne Finimeter. Wichtige Entwicklungen in der Tauchtechnik und zur Tauchsicherheit wurden allmählich eingeführt...
Bequemlichkeit, Sicherheit und Kaufpreis...
Ich selber habe 1979 das Tauchen erlernt. Damals waren die sogenannten „Klobrillen“ noch Standard. Ebenso war ein Finimeter nicht unbedingt erforderlich, da die Pressluftflaschen eine mechanische Reserveschaltung hatten, welche bei etwa 50 Bar „gezogen“ werden musste. Getaucht wurde noch mit der US-NAVI Dekotabelle oder nach der „90er-Regel“: Nullzeit = 90 - 2 x Tauchzeit...und wer es allerdings schon genauer haben wollte, tauchte mit dem „Dekometer“.
Rettungsweste...
Die legendäre «Klobrille», die Fenzy Rettungsweste aus leuchtend orangem PVC, hier schon mit einem Faltenschlauch mit Inflatoranschluss. Erste Modelle mussten noch mit dem Mund aufgeblasen werden. Die kleine Flasche sollte im Notfall einen schnellen Aufstieg ermöglichen, lieferte aber bereits ab 40 Metern nicht genügend Luft, um die Weste ganz zu füllen. Froschmann, Fenzy, Barrakuda, Nemrod und Spiro waren damals die führenden Hersteller der Kragenwesten. Das Erscheinungsbild des Tauchers vor 40 Jahren war geprägt von der unverwechselbaren, orangefarbenen Rettungsweste, die um den Hals getragen wurde. In der Schweiz war sie unter dem liebevollen Spitznamen "Schiissideggl" (Klodeckel) allseits bekannt. Anhänger des westenlosen Tauchens nannten sie auch "Rentnerlift", da Tauchen ein Leistungssport war und früher nur mittels Lunge und Flossenbewegung tariert wurde.
Die verbreitete Marke war Fenzy. Sie hatte ein Fassungsvermögen von 17 Litern. Mittels Faltenschlauch-Inflator wurde sie mit dem Mund zur Tarierung aufgeblasen. Für Notfälle diente eine kleine Pressluftflasche von 0.4 Litern Inhalt. Spätere Modelle besaßen ein Ventil mit Anschluss für den Inflatorschlauch. Im „Taucher Revue Nr. 4 (Zeitschrift)“ vom Juni 1976 beschrieb Kurt Amsler in einem Artikel "Runter kommen sie immer", dass sich viele Taucher allzu sehr auf ihre Rettungsweste verließen und ihren Bleigurt unter dem Schrittgurt trugen, so dass er nicht abgeworfen werden konnte, wobei die damalige Tauchausbildung besagte, dass der Bleigürtel über alle Gürtel anzulegen ist (!) So konnte man in einer Notsituation zuerst den Bleigurt und sogar das DTG abwerfen. Die Weste diente dann als echte Rettungsweste. Er rechnete vor, dass ab einer Tiefe von 40 Metern diese Flasche nicht mehr genüge, um die Weste ganz zu füllen. Messungen zufolge setzte der Auftrieb aus dieser Tiefe erst nach 20 Sekunden ein. In 50 Metern Tiefe dauert es schon 30 Sekunden, aber erst nach Abstoßen vom Grund und mit einigen Flossenschlägen. Diese Westen waren somit für ihren Einsatz zur Rettung nur bis zu einer Tiefe von 30 Metern wirksam. Blei wurde nur so viel mitgenommen, wie auf der Tiefe benötigt wurde, was bedeutete, dass der Abstieg oft kopfvoran mit Flossenschlägen erfolgte. Ein Sicherheitsstopp auf 5 Metern war damals unüblich, sowie die maximale Aufstiegsgeschwindigkeit noch 18m/min betrug. Anfänglich wurde noch die Westenatmung für Notsituationen geschult, doch als sich herausstellte, dass die warme, feuchte Innenseite einer Weste idealer Nährboden für allerlei Bakterien und Pilze ist, war man davon wieder abgekommen und ich persönlich kann ein Lied davon singen...
Dekometer, der Tauchcomputer ohne Mikroprozessor...
Der 1959 von der Firma SOS auf den Markt gebrachte Dekometer zeigt auf seiner Skala Dekostufen auf 15, 12, 9 und 6 Meter und 3 Meter sowie die Entsättigung an. In einigen Berichten aus der Rubrik "Gefahren der Tiefe" aus der „Tauchen“ vor 40 Jahren ist von einem Dekometer zu lesen. Der Dekometer wurde bereits 1959 von der italienischen Firma SOS auf den Markt gebracht.
Aber Computer der damaligen Zeit waren alles andere als tragbar, sondern füllten ganze Schränke, heizten hauptsächlich und rechneten nebenbei ein wenig. Wie funktioniert also ein solcher Dekometer ganz ohne Mikroprozessor oder Transistoren? Verblüffend einfach...
...ein zerlegter SOS-Dekometer zeigt: Er funktionierte ganz ohne Elektronik und Batterien, sondern bestand im Wesentlichen nur aus einem gasgefüllten Beutel, an den mittels einem porösen Keramikfilter ein Druckmesser angeschlossen war. Ein mit Stickstoff gefüllter Beutel ist via einen porösen Keramikfilter mit einem Manometer verbunden. Unter Druck strömt das Gas durch diesen Filter und soll so die Sättigung des Gewebes simulieren. Je länger oder tiefer man sich unter Wasser aufhält, desto mehr Gas strömt durch und der Druck steigt langsam im Manometer. Sobald der Zeiger den roten Bereich erreicht, müssen beim Auftauchen die angezeigten Dekostopps eingelegt werden. Beim Auftauchen strömt das Gas aus dem Manometer langsam wieder zurück in den Beutel. Man verweilt solange auf der angegebenen Dekostufe, bis der Zeiger zum nächsten gewandert ist. An der Oberfläche wird dann die Zeit für die Entsättigung angezeigt. Nach etwa sechs Stunden ist der Zeiger wieder im blauen Bereich und man ist entsättigt.
Flaschenventil mit mechanischer Reserveschaltung...
Bis in die 1980er¬Jahre noch üblich: Flaschenventile mit Reserveschaltung (J-Valve), welche die Flasche bei etwa 50 bar Restdruck abriegelte. Mit dem Aufkommen von günstigen und zuverlässigen Finimetern verschwand diese Technik allmählich.
Tauchflaschen in den 1970er Jahren besaßen üblicherweise ein Ventil mit Reserveschaltung. Ein federbelasteter Kolben schloss mit sinkendem Flaschendruck langsam das Ventil. Spürte der Taucher den erhöhten Atemwiderstand, so wusste er, dass nur noch 50 Bar in der Flasche waren, betätigte den Reservehebel und beendete den Tauchgang. Bei Doppelgeräten war üblicherweise nur an einer Flasche eine Reserveschaltung angebracht.
Eigentlich eine clevere Erfindung. Leider war diese nicht sehr zuverlässig, da manchmal Taucher den erhöhten Atemwiderstand nicht bemerkten, die Feder ausgeleiert war, der Kolben in der offenen Position verklemmte oder erst bei weitaus weniger als 50 bar ansprach. Manchmal wurde auch schlichtweg vergessen, nach dem Füllen der Flasche die Reserve wieder in die geschlossene Position zu stellen, denn beim Füllen der Flasche musste die Reserveschaltung gezogen sein! Finimeter waren zu dieser Zeit noch nicht sehr verbreitet, da es insbesondere bei älteren Atemreglern keine Anschlussmöglichkeit für einen Hochdruckschlauch gab. Bei Doppelgeräten mit zwei Ventilen aber nur einer ersten Stufe an der Brücke kann die vorhandene Luftmenge verlässlich auch ohne Finimeter bestimmt werden: Zu Beginn des Tauchgangs sind beide Flaschen voll, 200 bar. Die Reserveflasche aber bleibt geschlossen und es wird aus der anderen geatmet bis sich der Atemwiderstand erhöht. Durch Öffnen der Reserveflasche gleicht sich das Gas aus. 100 bar, die Hälfte war nun verbraucht. Das Ventil wird wieder geschlossen. Dasselbe Spiel nochmals und es war nur noch ein Viertel übrig, 50 bar. Jetzt war höchste Zeit zum auftauchen.
Etwas Nostalgie...Uwe 1982 am Humboldt-See.
Bilder Rechts
Oben: Damals ward er noch öfters gesehen, Neptun umgeben von seinen Jüngern auch im tiefsten Winter...
Mitte: typisches Szenario auf einem Tauchboot am Mittelmeer, wer genauer hinsieht, es wurde damals auch noch ohne Weste getaucht...
Unten: das Highlight einer jeden abgeschlossenen Tauchausbildung, zumindest für die anderen, die Tauchertaufe, die Aufnahme in die Tauchergemeinschaft...
Fazit:
Mikroblasen, „Low Bubbels Tauchen“, PFO etc., diese Fremdwörter gab es damals noch nicht aber war das Tauchen deswegen gefährlicher?
Ich beantworte diese Frage wie folgt:
„Ob es gefährlicher war, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist, dass die tauchmedizinischen Erkenntnisse uns sensibilisiert haben und das Sporttauchen Sicherer gemacht haben, die technischen Weiterentwicklungen uns aber auch in taucherische Grenzgebiete führen kann.“ Zu guter Letzt möchte ich Euch ans Herz legen, dass die gesundheitliche Fitness Euere Lebensversicherung ist. Das das regelmäßige Tauchtraining aber auch das Tauchen in heimischen Gewässern zum sicheren Tauchen beisteuert, wie die taucherische Weiterbildung. Also, immer schön Fit bleiben, Tauchen und Weiterbilden
Euer Uwe